Was ist Würde?  

Welche Rechte habe ich im Alter oder als kranker Mensch?

 

Mit diesem Mahnbericht möchte ich , wie ich es mit meinen Augen sehe, gesehen und miterlebt habe und immer noch erlebe und höre, den Zustand unserer Gesellschaft gegenüber alten oder kranken und hilfsbedürftigen Menschen anprangern.

Ich der diesen Bericht geschrieben habe, bin im 57 Lebensjahr habe nach einer Maler und Lackierer Lehre den Beruf des Krankenpflegers erlernt und anschliessend meine Kraft und Kenntnisse 25 Jahre bei einer Berufsfeuerwehr in den Dienst des kranken und hilfsbedürftigen Mensch gestellt. Leider musste ich diese Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig auf ärztliches Anraten hin aufgeben.

Ich war in meinem Leben immer ein Sammler, habe darauf geachtet, soweit es mir möglich war das alles was um mich herum zum Wohle des kranken und hilfsbedürftigen Menschen geschah.

Mein bestreben war es immer alle Mitarbeiter und Kollegen in den eigenen Reihen und auch die anderer Feuerwehren und Hilfsorganisationen, in Lehrgängen die ich geleitet habe auf die Psyche des kranken Menschen, ihre Ängste, Nöte und Sorgen hinzuweisen.

Hiermit möchte ich alle diejenigen ansprechen, die Ihr Herz nicht öffnen, über Ihren eigenen Schatten springen und sich nicht anderen Menschen anvertrauen können.

Weiter alle die, die Nächstenliebe, noch immer für eine Verweichlichung des eigenen Charakters halten.

Denn diejenigen die im Leben richtig aufgepasst und zugehört haben, werden feststellen das die Psyche bei einem Menschen, sei er Gesund oder Krank, mit das wichtigste im Leben ist für das Wohlbefinden.

Denn die Psyche eines alten oder kranken Menschen entscheidet massgeblich mit über seinen Zustand und den Heilungsprozeß.

Es ist bewiesen, das ein Mensch bei dem das Umfeld stimmt, der in seinem Leben meist immer glücklich gewesen ist  und der von seinen Mitmenschen dem entsprechend gut behandelt wurde eine Krankheit schneller überwindet, mit einer chronischen Krankheit besser umgeht  und im Alter, wenn die Zeit gekommen ist,  sich mit einer positiven Einstellung von dieser Erde verabschieden kann.

 

Hier kommt erst einmal meine grosse Frage ?     Hat so ein Leben auszusehen?

1)   Abschnitt: Bis zum ca. 21 Lebensjahr Befehlsempfänger durch Eltern, Schule und Lehrstelle.           

2)   Abschnitt:  44 Jahre zu Arbeiten, Kinder erziehen, Karriere machen, den Stress des Lebens mehr oder weniger erleben  und für die Altersversorgung zu Sorgen.

3)   Abschnitt: Mit dem Pensions- oder Rentenalter beginnt in den meisten Fällen aus Krankheitsgründen wieder die Zeit als Befehlsempfänger durch die Kinder, Verwandtschaft , Pflegepersonal in der eigenen Wohnung oder in einem Alten oder Pflegeheim.

 

Da stellt sich doch Frage!

Warum wird  im dritten Lebensabschnitt der Mensch wieder zum Befehlsempfänger gemacht?

Hat dieser Mensch nicht in seinem Leben viel gelernt und gesammelt, das er gerne an seine Erben oder andere Menschen weitergeben möchte?

Auch wenn es im Verlauf des Lebens, nicht immer zur Einstimmigkeit gekommen ist, sollte man die Fehler nicht immer bei den Älteren suchen.

Oder hat ein Mensch es verdient, dass er,  nach einem langen und  harten Arbeitsleben als lästiger Klotz am Bein in eine dunkle Kammer abgeschoben zu werden  und nur des Geldes wegen geduldet wird.

Hat man es nicht verdient, wenn man es aus eigener Kraft nicht mehr kann, mit Hilfe und Nächstenliebe am Leben der Familie oder der Verwandtschaft teilzuhaben?

Wie gross wäre die Freude, wenn die alte oder kranke Person nach ihren Möglichkeiten und freien Entscheidung noch kleinere Aufgaben erledigen könnte.

Warum werden diesen Personen immer die unangenehmen Aufgaben im Haushalt und Garten zugewiesen?

Warum werden Entscheidungen wie, die Urlaubsplanung, wohnliche Veränderungen  oder andere Probleme nicht mit den betroffenen Personen besprochen?

Warum lässt man es zu, das viele dieser Personen inmitten Ihrer Familie vereinsamen und später nur noch Dahinsiechen   und Stumpfsinnig werden?

 Ist es denn nicht möglich diesen Menschen mit Verständnis, Nächstenliebe und sehr viel Fingerspitzengefühl das Altern zu erleichtern und für das was sie in Ihrem Leben geleistet haben auf irgendeine Art und Weise zu Danken?

In meiner Jugend habe ich schon mitbekommen, wie alte oder kranke Menschen oft schlecht behandelt wurden.

Sie durften oft nicht am Familienleben teilnehmen, wurden in kleinen dunklen Zimmern „gehalten“. Es wurde Ihnen der Mund verboten.

Wünsche, Fragen und Rechte waren Tabu, denn Sie waren alt und durften sich um nichts mehr kümmern. Ich habe oft nachgefragt warum sind diese Menschen so „ruhig / geduldig und warum durfte ich mich nicht mit Ihnen unterhalten oder  mit Ihnen beschäftigen.

Die schwachen und unsinnigen Antworten waren meistens die gleichen. Diese Personen brauchen Ruhe oder Sie haben in Ihrem Leben genug gearbeitet oder Sie haben sich schon genug unterhalten.

Ich war mit diesen Antworten nicht einverstanden. Denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich ein ganzes Leben vor mir habe und dass es dann so enden soll.

Bis zu meinem 17 Lebensjahr habe ich mir ein Zimmer mit meiner Oma teilen müssen. Ich war oft froh und dankbar dafür, dass Sie mir Geschichten aus Ihrem Leben erzählt hat.

Diese kleinen, vorwiegend wohltätigen Geschichten die von ihr mit so viel Liebe erzählt wurden, waren wohl der Auslöser für mein Lebenseinstellung die mich bis zum heutigen Tag nicht verlassen hat. Ich konnte da auch noch nicht wissen, dass mich diese Geschichten „vom Kopf des Menschen“ wie meine Oma immer zu sagen pflegte so prägen würde. Ich habe erst viel später verstanden, dass mit dem „Kopf des Menschen“ die Psyche gemeint war.

Diese Liebe und Fürsorge von ihr begleitet mich auch noch bis zum heutigen Tag und ich habe mich auch auf die eine und andere Art und Weise daran gehalten.

Natürlich war ich auch davon begeistert, dass Sie mir manchmal mit kleinen Geschenken oder durch die Aufbesserung des Taschengeldes das junge Leben versüsst hat. Wenn mir das Essen, das ich von meiner Mutter bekam mal nicht zusagte, hatte ich immer eine Anlaufstelle wo ein kleiner Leckerbissen auf mich wartete.

Später habe ich dann herausgefunden das alles was mir bis dahin über die alten und kranken Menschen erzählt wurde eine Lüge war. Den meisten  betroffenen Menschen aus meinem Umfeld und der Nachbarschaft wurden von Ihren Angehörigen mit  niedere Arbeiten bedacht die Sie verrichten sollten oder sogar müssen.

Keiner der betroffenen konnte und durfte Wünsche äussern.

Weiterhin habe ich auch noch mitbekommen das es da eine noch viel wichtigere Sache gab. Die Angelegenheit mit dem schnöden Mammon!

Viele Angehörige die ich kennengelernt habe, behielten die alten Leute nur des Geldes wegen zu Hause. Sie mussten sich von Ihrem Geld trennen mit dem Versprechen, dafür im Schosse der Familie glücklich alt zu werden um dann irgendwann zufrieden und in Würde das irdische Dasein beenden zu können.

In den seltensten Fällen wurde dieses Versprechen von den Angehörigen gehalten, sondern mit der Zeit, wenn Sie auch keine produktive Hilfsarbeiten mehr leisten konnten, wurden Ihnen alle Rechte und die Würde aberkannt und Sie hatten nur noch eine Aufgabe Geld holen und abgeben oder einen Scheck zu unterschreiben.

Im schlimmsten Fall kam es, trotz noch geistiger Frische, zur gerichtlichen Entmündigung und damit wurde auch das letzte Quentchen Hoffnung auf Würde begraben.

In meiner Lehre zum Maler und Lackierer hatte ich weiter Einblicke in die Probleme und Verhältnisse anderer Familien. Ich habe festgestellt das meine bisherigen Eindrücke die ich gewonnen habe mich immer wieder verfolgten und sich immer wiederholten. Hier wurden die Kosten für Renovierungsarbeit und für umbauten  über die alten und kranken Menschen abgewickelt.

Die Behausungen selbst, wo diese Person lebte, konnten keinem gezeigt werden da sie sich in einem sehr schlechten fast unbewohnbaren Zustand befand.

Auf die Frage hin, ob diese Räumlichkeiten auch renoviert werden sollten,  hörte ich fast immer die gleiche Antwort.

Für solch ein  Ferkel, Sau oder Schwein lohnen sich keine teuren Renovierungskosten. Denn das sind ja nur alte, unbrauchbare oder kranke Menschen. Wenn die oder der erst einmal abgekratzt ist, werden wir es renovieren lassen. Vorher lohnt eine solche Ausgabe nicht, denn einem alten oder kranken Menschen ist es „egal“  wie oder wo er wohnt und der Gestank bleibt auch nach einer Renovierung.

Bei diesen  Aussagen seitens der Angehörigen fragte ich mich oft ob man in seinem dritten Lebensabschnitt zu einem Tier wird. Anders konnte ich mir die häufigen Titulierungen Ferkel, Sau und Schwein nicht vorstellen.

Diese Zustände begleiteten bis zu diesem Zeitpunkt mein ganzes Leben und ich überlegte, ob ich als eine einzelne Person Abhilfe schaffen könnte. Ich hätte am liebsten damals schon diese Miesere laut in die Welt hinaus gerufen. Leider war ich viel zu schüchtern und zu ängstlich um hier etwas verändern zu können.

Eine schlechte Arbeitslage im Winter 1967 brachte mich wieder zum nachdenken. Ich sollte die Wintermonate über gekündigt werden um im Frühjahr die Arbeit wieder aufzunehmen. Das war in dieser Zeit so üblich um den Betrieb / Meister finanziell zu entlasten.

In dieser Zeit las ich eines Morgens in einer Tageszeitung eine Stellenanzeige mit dem Inhalt: Ein Krankenhaus suche junge Leute zur Ausbildung zum Krankenpfleger.

Bis zu dieser Zeit glaubte ich immer noch, dass die Krankenpflege nur Frauen vorbehalten war. Ich war also sichtlich überrascht diese Anzeige zu lesen.

Nun kamen wieder meine Überlegungen, etwas verändern zu können.

Ich schickte sofort meine Bewerbungsunterlagen an das Krankenhaus und freute mich sehr, schon 14 Tage später die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch zu erhalten. Ich wurde sofort in die Krankenpflegeschule aufgenommen.

Nun habe ich gedacht, jetzt ist die Zeit gekommen, dass ich in diesem Beruf  etwas an den Zuständen und Einstellungen / Ansichten anderer Leute ändern kann.

Es verging ca. 1 Jahr in dem ich geschaut, gehört und miterlebt habe wie es so in den einzelnen Familien egal ob „Arm, normaler Mittelstand oder Reich“ zuging. Da waren als erstes die Ärmeren wo ich feststellen konnte, dass da die älteren und Kranken Menschen am besten betreut und bemuttert worden sind. Hier habe ich auch immer die Aussagen gehört wie: Das habe ich von meiner Oma gelernt, oder das hat mir mein Opa beigebracht. Diese Worte klingelten so richtig in meinen Ohren und ich hatte meine Bestätigung, dass die älteren Leute doch noch zu etwas zu gebrauchen sind.

Sie sind als Wissensspeicher zu gebrauchen, geben gute Tips und haben, was besonders wichtig ist, viel Zeit für die kleinen und grösseren Belange des Lebens. Sorgen und Nöte des Alltags können dort sehr gut abgeladen werden. Sie sind auch oft ein guter Puffer zwischen unseren Belangen und den Meinungen der Elternteile und haben sich noch öfter als „Rechtsbeistand“ strafmildernd  bei kleineren Vergehen des Tagesgeschehens ausgezeichnet.

Sie waren auch immer Gut drauf, lustig und lebensfroh. Ihre mitunter sehr schweren Erkrankungen hat man Ihnen nicht angesehen, weil Sie sehr gut damit umgehen konnten. Die grosse Liebe, Fürsorge und das Verständnis das Ihnen durch die Angehörigen erbracht wurde steuerte auch dazu bei, dass es ihnen relativ Gut erging. Ihnen sah man förmlich an, dass sie Würde besaßen und Ihnen durch die Einbindung in das Alltagsgeschehen die Gedanken an eine Vereinsamung im Alter oder durch eine schwere Erkrankung erspart bleiben und Sie sich, als noch gebraucht fühlen konnten.

Da kamen von den Angehörigen auch immer recht schnell und häufiger die Frage wann kommt den unsere liebe Omi  oder der Opi wieder nach Hause, wo wir sie ja auch besser versorgen und verwöhnen können.

Sie haben sich ja ihr ganzes Leben für uns aufgeopfert und das möchten wir ihnen ja mit unserer Liebe wieder zurückzahlen. Diese Aussagen waren in den meisten Fällen auch ernst und aufrichtig gemeint und keine gespielte Fürsorge, die es natürlich auch gibt, aber in diesen Kreisen nur sehr selten zu erkennen war.

Da es in diesen Bevölkerungsschichten nicht um Geld geht, muss ja die Liebe und Fürsorge echt gewesen sein.

Dann waren da noch der Mittelstand und die Reichen. Hier konnte ich feststellen, dass in diesen Schichten die kranken und älteren Menschen am häufigsten schlechter behandelt wurden wie bei der ärmeren Bevölkerung.

Da ich selbst aus dem Mittelstand komme, konnte ich das, was ich da alles miterlebte nicht so richtig verstehen.

Wie oft konnte ich miterleben das die Diagnosen nicht so ganz mit dem Zustand der Person übereinstimmte. Sie waren ganz einfach nur Alt und nicht Krank.

Im laufe der Stationären Behandlung kam dann heraus, dass die Angehörigen nur in den Urlaub fahren wollten oder andere „belanglose Gründe“ wie, Familienfeiern, Auszeit, der / die gehen mir auf die Nerven, wurden von den Betroffenen angegeben.

Hier gäbe es noch viel mehr Gründe die zu nennen, aber in den meisten Fällen nicht von den „bösen und lästigen Menschen“ gesagt wurden, weil sie sich ganz einfach geschämt haben das zu erwähnen, was ihnen da in ihrer „geborgenen Umgebung“ so alles an den Kopf geschmissen wird.

Da habe ich oft, wenn auch ungewollt, mitgehört je näher der Entlassungstermin rückte,  bald kommt ja der alte Stinker, das Schwein, die nervige Ziege, der Besserwisser oder einfach nur die oder der Alte nach Hause und dann geht das Theater wieder weiter.

Da habe ich mir oft die Frage gestellt, was haben die alten oder kranken Menschen denn nur verbrochen das sie so behandelt werden.

Sie haben ihnen doch eine gute Kindheit gestaltet, die bestmögliche Schul und Berufsausbildung ermöglicht, ein bis zur Eigenständigkeit sorgenfreies und zum Teil finanziell unabhängiges Leben geboten und all das Wissen was sie brauchten und erfragt haben wurde Ihnen gegeben.

Es wurden Lebenserfahrungen weitergegeben, mehr oder weniger gute Ratschläge nach besten Wissen und Gewissen erteilt und dies alles wurde erst einmal dankbar angenommen.

Es wurden Höhen und Tiefen gemeinsam gelöst. Irgendwann wurde ihnen dann angeboten sie bei finanziellen Grossvorhaben zu helfen ( Hausbau u.s.w. ).

Ab einem gewissen Alter wurden auch grössere Geldsummen in Aussicht gestellt oder sogar schon die Überschreibung von Geld und Güter angekündigt.

Des Weiteren mussten auch Gespräche geführt werden wie denn die Altersversorgung der eigenen Person aussehe und wie es sich die Angehörigen gedacht haben.

Selbst ist man ja bereit ab einem gewissen Alter in ein dem entsprechend gutes Heim zu gehen, um im Alter niemanden „zur Last zu fallen“. Dies wäre in beidseitigem Einverständnis bestimmt eine gute Lösung.

Hier kam dann meist die „gespielte Fürsorge“ ins Spiel um immer ein Auge auf die vorhandenen oder nicht vorhandenen Reichtümer zu haben

Diese Art der „Altenbetreuung“ ( nicht Elternbetreuung ) konnte natürlich nicht immer gut ausgehen, weil, „das Warten auf das Erbe“ ganz schön lange werden könnte und der Aufwand der dafür betrieben werden muss doch ziemlich hoch ist.

Da muss es doch andere Methoden geben um diese Zeit abzukürzen.

Hier kommt dann wieder ganz gross die Psyche eines Menschen ins Spiel.

Ich will mit meinen anschliessenden Aussagen hier nicht behaupten, dass diese, hier von mir gemachten Äusserungen, auf die Allgemeinheit bezogen sind.

Es wird versucht durch, Nichtbeachtung, Diskriminierung, Verweigerung, schlechte Versorgung im medizinischen Bereich und beim leiblichen Wohl der Stolz und die Würde des Menschen zu brechen, so dass alles Weitere nur noch eine Frage der Zeit ist!  

Der ab hier geschriebene Beitrag wurde mir von einem Patienten geschildert und von den Enkelkindern bestätigt.

Es wird in vielen Fällen von den Angehörigen überschwenglich eine sehr gute Betreuung und Pflege bis hin zum Tod in den eigenen vier Wänden oder im Haus der Kinder angeboten und fest versprochen.

Ja gut denk ich mir als Betroffener, mit dieser Geste möchte man sich bei mir für das, was ich in meinem Leben geschaffen, geholfen und geraten habe bedanken und ich nehme das Angebot mit Freuden an.

Mit diesem Versprechen im Gepäck begab ich mich dann auf eine glückliche Reise durch den dritten und letzten Lebensabschnitt.

Dann mussten nur noch ein paar Unterschriften getätigt werden zu Bankverbindungen, Überschreibungen, Hauskaufverträge oder andere Annehmlichkeiten die das weitere Leben der Angehörige verschönert.

Jetzt war alles gebucht für ein glücklich und gut versorgtes Leben in gewohnter und geborgener Umgebung mit lieben Menschen um mich herum.

In vielen Fällen geht dieses auch gut, aber nur! wenn alle Parteien auf der gleichen Wellenlänge Funken.

Doch in einer großen Anzahl von diesen so genannten Lebensgemeinschaften kommt es innerhalb kürzester Zeit zu den ersten Feindseligkeiten, die sich dann so pö, a, pö zu einem echten Krieg entwickeln.

 Die Schilderung eines Patienten!

Dies war auch bei mir der Fall, bis ich nicht mehr richtig laufen konnte und ein neues Hüftgelenk brauchte und dadurch dauerhaft in meiner Mobilität eingeschränkt war.

Es beginnt mit kleine Sticheleien, Wiedersprechen und Ausreden.

Auf einmal hat man keine Zeit mehr, man muss sich um das eigene Leben kümmern, die Hilfe wird lästig, und mich gerufen hat auch keiner.

Den Enkelkindern wird der Umgang verboten, alles was man sagt ist Blödsinn und auf einmal ist man Lästig.

Ist denn alles was man seinen Kindern gelehrt und beigebracht hat auf einmal Müll und sind denn die einst guten Ratschläge auf einmal nichts mehr Wert?

Kann man denn, wenn man im Leben etwas Vernünftiges geschaffen hat nur noch Blödsinn und falsches Wissen verbreiten?

Mit einfachen Worten: Ich bin nichts mehr Wert und muss mich zu unterwerfen, habe keine eigene Meinung mehr und darf nur noch Anweisungen folge leisten!

Na dann kann ich mein Gehirn ausschalten, denn ich brauch und darf mich ja um nichts mehr zu kümmern.

Dann werde ich ab sofort nur noch Frust aufbauen und versuchen mein Dahinsiechen ohne eine Aufgabe zu haben und ohne gefragt zu werden zu ertragen.

Dann gingen mir so einige Tage nur noch die verlogenen Versprechungen durch den Kopf und vor meinen Augen sah ich den Himmel auf Erden, den ich erleben sollte, aber nie erleben werde.

Die Anspielungen, Anpöblungen und Titulierungen die ich jeden Tag zu hören bekam, setzten meiner Psyche und guten Manieren ganz schön zu. Ich erlebte wie es mir von Tag zu Tag schlechter ging, ohne weitere erkennbare Krankheitsanzeichen zu haben.

Langsam begann auch ich auf diese Behandlung zu reagieren und Fragte mal nach, als ich noch konnte, warum man mich denn auf einmal so schlecht behandle.

Seiner Zeit wollte ich doch in ein Heim und Ihr habt mich doch wegen Eurer Nächstenliebe nicht gelassen.

Wir hatten doch so viele schöne Jahre zusammen bevor ich dann Krank wurde und in meiner Mobilität etwas eingeschränkt wurde.

Die von mir verrichteten freiwilligen Arbeiten wie z. B. Gartenarbeiten, das Haus hüten, die Kinder betreuen und sonst noch so Allerlei kann ich nun leider nicht mehr ausführen.

Bin ich denn jetzt kein Mensch mehr? Oder was habe ich denn falsch gemacht? Gebt mir doch bitte eine Antwort, damit ich mich ändern kann.

Dieser Versuch um Erklärungen zu bekommen war leider ein Schuss in den Ofen. Es gab keine Antworten sondern nur Beschimpfungen und es wurde mir der Mund verboten.

Ich bekam auch noch eine Erklärung zum Thema wohnen Daheim: Das was wir seiner Zeit einmal versprochen haben, dass wir dich Pflegen bis zum Tod halten wir auch ein. Nur wie diese Pflege und Betreuung aussieht musst du uns schon überlassen und wir lassen uns da auch nicht reinreden. Wenn dir dass nicht passt beschwere dich doch irgendwo.

Ja, wo soll ich mich denn wohl Beschweren? Da gibt es doch nur meinen Sohn und der muss doch, „um des Familienfriedens Willen”, zu seiner Frau halten“.

Nun habe ich mir dann gedacht, bevor eine Familie durch mich zerstört wird und ich meine Enkelkinder, mittlerweile 19 und 21 Jahre alt, nie mehr zu Gesicht bekomme, ertrage ich meinen Rest des Lebens in dieser Umgebung und hülle mich in Schweigen.

So vergingen ein paar Monate in denen ich auch meine Enkelkinder sehen durfte, aber nur in Begleitung meiner Schwiegertochter.

An meinem Bett wurde Ihnen erklärt, dass ich nicht mehr richtig sprechen kann und darum die Besuche auch immer sehr kurz waren. Ein Zeitgefühl hatte ich schon lange nicht mehr und die Besuche, kleinen Lichtblicke in meinem Leben, wurden dann auf einmal ohne einen ersichtlichen Grund eingestellt.

Mein Schweigen musste ich mit einer schweren psychischen Störung bezahlen. Ich habe alles um mich herum noch wahrgenommen und verstanden, aber ich selbst konnte mich nicht mehr verständlich Ausdrücken oder Fragen stellen und auch meine Mobilität wurde immer schlechter. Ich konnte das Bett nicht mehr ohne fremde Hilfe verlassen.

Da waren meine täglichen Bedürfnisse die Notdurft verrichten zu müssen eine richtige Tortur.

Kein Wunder das da, dass ein oder andere Mal die Geschichte ins Bett ging und ich aber die darauf folgenden Beschimpfungen hier nicht mehr wiederholen möchte.

Alles um mich herum bekam ich aber noch sehr gut mit. Dieses ging so, wie mir später im Krankenhaus gesagt wurde, 10 Monate.

Hungern und Dursten brauchte ich nicht, dafür hat mein Sohn gesorgt und mir ein Kindermädchen zum füttern besorgt, aber mehr war auch nicht drin bei „nur 3900,00 DM Rente“ im Monat.

In dieser Zeit machte man sich auch keine Mühe mehr mein Zimmer zu verlassen, wenn es dabei um Gespräche zu, oder über meine Person ging.

Am Anfang dieser Phase begann es noch relativ harmlos, es wurden so Themen besprochen wie z. B. was machen wir mit dem Alten wenn wir in den Urlaub fahren. Bis dahin ist die Familie immer zweimal im Jahr in den Urlaub gefahren und ich bin dann zu meinem Bruder gefahren, oder ich wurde dort vorbei gebracht. Aber in meinem jetzigen Zustand geht es nicht mehr, weil mein Bruder mich nicht richtig betreuen kann. Die Redereien in meinem Zimmer gingen auch immer weiter, bis hin zum Höhepunkt der Unverschämtheit wie: Hoffentlich stirbt der Stinker bald damit wir endlich unsere Ruhe haben, dass Haus verkaufen können um dann wegen der von mir verseuchten Umgebung ein anderes Haus zu kaufen.

Geld genug hat sich ja in den 6 Jahren ( davon 4,5 Jahre unwürdig ) angesammelt.

Mit anderen Worten: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“.

Dann wurde bei angeblicher Verschlechterung meines Gesundheitszustand und der anstehenden Urlaubsreise auf den schlechten Allgemeinzustand hin von meinem „Freund und Hausarzt“ eine Einweisung in ein Krankenhaus besorgt.

Ich wurde auf den schlechten Allgemeinzustand hin und Teilnahmslosigkeit in ein Krankenhaus eingewiesen, wo dann der Hausarzt die Länge telefonisch mit mindestens drei Wochen Aufenthalt bestimmen sollte.

Ich denke mal das hätte auch alles so reibungslos geklappt wenn da nicht, so etwas wie ein kleines Wunder für mich geschehen ist.

Da es meinem Bruder zu diesem Zeitpunkt, gesundheitlich nicht besonders gut ging, habe ich natürlich auch nicht mit Besuch gerechnet. Denn ich war mittlerweile ja auch schon 78 Jahre alt geworden und die meisten meiner bis zuletzt guten Bekannten und engeren Freunde sind leider schon verstorben.

Im Krankenhaus erlebte ich nach 4 Tagen sehr guter Behandlung das sich mein Zustand immer mehr verbesserte. Nach dem 5 Tag kamen dann, für mich sehr überraschend, beide Enkelkinder zu Besuch.

Sie haben sich an mein Bett gesetzt und nur geweint. Dann nach einiger Zeit begannen sie zu erzählen warum sie nicht mit in den Urlaub gefahren sind.

Dabei kam heraus, dass sie die ganze Geschichte mitbekommen haben wie es zu der Möglichkeit gekommen ist doch noch in den Urlaub zu fahren. Da die Enkelkinder, so wie ich es beurteilen konnte, mehr auf meiner Seite standen, finde ich es um so Mutiger von Ihnen so einen Schritt zu wagen und sich gegen die eigenen Eltern zu stellen. Des Weiteren beteuerten sie, dass sie sich, sobald Ihre Eltern wieder aus dem Urlaub zurück kommen, eine eigene Wohnung nehmen, weil sie die Ungerechtigkeiten mir gegenüber nicht mehr mit ansehen können.

Dabei wurde mir in Aussicht gestellt das ich, wenn geeignetes Pflegepersonal gefunden wird, mit Ihnen in eine Wohngemeinschaft ziehen kann.

Ich war durch den Vorschlag so gerührt, dass ich in einen fürchterlichen Weinkrampf verfiel. In diesem Moment kam der Stationsarzt in das Zimmer, sah meinen Zustand, beruhigte meine Enkelkinder mit den Worten: Ich glaube das der Gesundheitszustand Ihres Grossvater sich noch einmal erheblich verbessern würde.

Danach, als alle gegangen waren kam der junge Krankenpflegeschüler an mein Bett, der mir auch schon in den letzten Tagen sehr viel Aufmerksamkeit und Zuspruch geschenkt hat und ich begann so nach 11 Monaten die ersten Worte zu stammeln.

In den nächsten Tagen habe ich meinen ganzen „Leidensweg“ dem jungen Krankenpflegeschüler erzählt, weil ich gemerkt habe, dieser junge Mann hat meine Lebenseinstellung, er wird alles gut verstehen und in seinem weiteren Leben versuchen den Leuten mit seinem Verständnis und der Einstellung zu helfen.

Ich überlegte des Weiteren über den Vorschlag meiner Enkelkinder nach. Man sagt doch immer ganz Jung und ganz Alt die passen nicht zusammen. Aber mir wollten die Gedanken einer besseren Zeit für meinen, doch nur noch so kurzen Lebensweg nicht aus dem Kopf und habe mir vorgenommen den Vorschlag zu akzeptieren.

Da ich meinem Wissen nach nicht Entmündigt worden bin, konnte ich ja noch selbst über mein Leben und den Wohnort selbst entscheiden.

Das hat mich weiterhin so gefreut, dass ich meinen Enkeln am nächsten Tag beim Besuch, die für mich positive Mitteilung machen konnte.

Die Beiden waren so aus dem Häuschen, dass ich auf einmal wieder anfing zu sprechen und führten einen kleinen Freudentanz vor mir auf. Nach weiteren kurzen Besprechungen machten sie sich sofort auf die Suche nach einer geeigneten Wohnung.

Da die Zeit schnell verging, bevor der Rest der Familie aus dem Urlaub zurück kam, musste von nun an Alles sehr schnell gehen.

Ich war dann nach 12 Tagen soweit wieder hergestellt, dass ich meine Enkel damit beauftragen konnte einige Unterlagen aus der Wohnung zu besorgen und habe sie auf dem schnellsten Weg zur Bank geschickt mit dem Auftrag meine Konten zu überprüfen und zu erfragen ob jemand von der Bank mit den entsprechenden Unterlagen zu mir ins Krankenhaus kommen kann um meine finanziellen Sachen zu regeln.

Meinem Wusch wurde entsprochen und am nächsten Tag war ein Mitarbeiter der Bank bei mir am Krankenbett und wir konnten alle vorher getroffenen Vereinbarungen löschen und meine 21-zig jährige Enkeltochter solle erst einmal eine Kontoverfügung mit erhalten.

Da mein Sohn sich erst gar nicht die Mühe gemacht hat alle meine Versorgungsgelder und die Sparbücher umzubuchen, standen uns ca. 200000 DM zur Verfügung.

Mit dem finanziellen Polster konnten wir uns eine ganze Wohnetage mit Einliegerwohnung für mich leisten, die mein Enkelsohn ausfindig gemacht hat und auch zur sofortigen Vermietung zur Verfügung stand.

Das Krankenhaus wollte sich auch noch um meine weitere Mobilität kümmern und hat mir einen sofortigen Kuraufenthalt besorgt.

Bei der letzten Visite nach 22 Tagen Hospitalaufenthalt und kein Lebenszeichen von meinem Sohn und der Schwiegertochter waren auch der Chefarzt und der junge Pflegeschüler anwesend. Der Chefarzt hat mir natürlich auch zu meiner schnellen Genesung gratuliert und hat dann auch erklärt wie es dazu kommen konnte.

Da vielen, unter anderem auch die Worte wie: Die beste Heilungsmethode ist der Wille und die Psyche eines jeden Menschen, denn ein glücklicher Mensch ist auch meist ein gesunder Mensch.

Ich bedankte mich natürlich bei allen beteiligten und wurde mit einem Krankenwagen zu einem vierwöchigen Kuraufenthalt gefahren.

Nach meinem dritten Tag Kuraufenthalt bekam ich überraschend „hohen Besuch“ von meinen ja so besorgten Angehörigen. Sie haben direkt nach dem Eintreffen von meiner wundersamen Genesung gehört und sie würden mich nach dem Kuraufenthalt sofort nach Hause holen.

Ich fragte dann ob Sie schon mit Ihren Kindern gesprochen haben, was dann mit nein beantwortet wurde. Aber sie haben Daheim so komische Post von der Bank gefunden und bitten um Aufklärung.

Für mich war es dann eine grosse Genugtuung Ihnen mitteilen zu können zu was für einem Entschluss ich zusammen mit den Enkelkindern gekommen bin.

Dieses war der Anlass dafür, zu versuchen, mich zu entmündigen und zu zwingen, nach dem Kuraufenthalt zu Ihnen zurückzukehren.

Das Gericht schmetterte den Antrag nach Rücksprache mit dem Krankenhaus ab.

Nach meinem erfolgreichen Kuraufenthalt musste ich noch zwei Tage in einem Hotel wohnen und konnte danach in die für mich rollstuhlgerecht eingerichtete Einliegerwohnung einziehen.

Meine Enkelkinder besorgten mit Hilfe des Krankenhauses in dem ich gelegen habe eine Haushälterin die mich von Morgens bis Abends sehr gut versorgte.

Ein Kontakt zu meinem Sohn und der Schwiegertochter hat, so glaube ich, nicht mehr stattgefunden.

Meine Enkelkinder hatten nur noch den Musskontakt, der nötig war um eventuelle Formalitäten zu erledigen.

Nach ca. einem halben Jahr bekam ich Besuch von dem jungen Pflegeschüler. Ich war nicht überrascht Ihn noch einmal wieder zu sehen.

Dies hat mich nur in meiner Meinung bestärkt andere Menschen besonders gut einschätzen zu können.

Der junge Mann bestätigte mir meine Erkenntnis und erzählte mir von dem Lehrstoff  den sie gerade in der Pflegeschule durchnehmen.

Das Thema lautete die Psyche des kranken und gesunden Menschen. In diesem Unterricht konnte er dann auch sehr Erfolgreich meinen Fall mit vortragen und er versprach mir sich sein ganzes Leben an diese Grundlagen zu halten wie: Die gesunde Psyche des Menschen gehört an erster Stelle zu den Vorraussetzungen für einen schnellen und erfolgreichen Heilungsprozess in allen Lebenslagen und jedem Alter.

Meine Schilderung!

Ich, der junge Pflegeschüler machte meine Prüfung und wechselte danach in ein anderes Krankenhaus, weil mir da eine Anstellung als Stationspfleger angeboten wurde und ich da auch näher bei meiner zu dem Zeitpunkt noch Verlobten sein konnte.

Kaum ein paar Wochen in dem Krankenhaus beschäftigt, erkannte ich das hier viel Arbeit auf mich warten würde im Bereich: Pflege, Behandlung und Versorgung des kranken Menschen.

Da  lagen die frisch operierten Leute ziemlich lange mit ihren Verbänden im Bett und ich kannte es nur, besonders in der Urologie wo die Wunden immer etwas mehr Flüssigkeiten abgaben, das diese Patienten mehrere male am Tag verbunden werden müssen. Das fördert den Heilungsprozess und verringert die Liegezeit.

Zu der Zeit also 1970 gab es noch keine Bestimmungen über die Liegezeit bei Patienten und die Krankenkasse hat auch noch nicht bestimmt, was und wie lange bezahlt wird.

Hier wird es demnächst weitergehen...

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Die Würde