Cebit-Besuch

Cebit-2009                        cebit

 

Ein etwas anderer Cebit-Besuch, mit den Augen eines Consumer!

Wir schreiben das Jahr 2009 und es ist Mittwoch, der 04.03. Dies ist der Tag an dem mein Körper mit mir sprach.

Alles begann damit dass der Admin aus unserem Computerforum eine Einladung als Windows-Vista und Windows XP-Experte an einem der vielen Infostände von Microsoft erhielt.
Da man sich ja so eine Gelegenheit nicht entgehen lässt, wurde die Zusage schnell gegeben, bevor sie es sich wieder anders überlegen.

Weil ich ja Moderator in diesem Forum bin und mit dem Admin so täglich zwei Stunden telefoniere, ist dann einer von uns beiden auf die Idee gekommen, nur es ist nicht mehr nachzuvollziehen wer auf diese “€žIdee” kam, dass wir uns auf dieser besagten Cebit ja mal treffen können. Ich bin seit gut 14 Jahren ein bisschen “€žComputerverrückt” und wollte mir dieses Großspektakel doch auch einmal, solange ich noch einigermassen Mobil bin, aus der Nähe ansehen, damit ich auch mal mitreden kann wenn es heisst: Auch schon mal auf der Cebit gewesen?

Erinnern kann ich mich nur daran, dass wir uns sehr schnell einig waren und somit war das Treffen beschlossene Sache. Gleichzeitig könne ich dann ja auch mit dem Besuch der Messe einige Sponsoren des Forums besuchen und somit Kontaktpflege leisten.

Leider hat mich mein Körper zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal in kleinster Art und Weise darauf aufmerksam gemacht, welch eine Exkursion da auf mich zukommt und mit welche Schwierigkeiten zu rechnen ist. Das lag wohl daran, dass die Glückshormone bis zur Ankunft in Hannover meinen Körper fest im Griff hatten.

So Euphorisch wie ich da noch war, habe ich noch am gleichen Abend ein Hin und -Rückfahrt-Ticket mit Platzreservierung online gebucht. Das Ticket wurde mir sehr schnell nach nur zwei Tagen per Post zugeschickt. Hui, habe ich da gedacht, die Bahn ist ja zuverlässig und schnell.

Zwei Tage vor der Abfahrt, die Glückshormone hatten mich immer noch fest im Griff, nahm ich, dass mir zugeschickte Ticket in die Hand und wollte mir die dort angegebene An und -Abfahrtzeiten ein bisschen einprägen.
Dann oh Schreck, was musste ich da sehen die Hinfahrt war gesichert, nur die Rückfahrt sollte einen Tag später erst stattfinden. Da waren ja die wichtigen Termine die am Donnerstag, den 05.03.2009 auf mich warteten und keiner davon war so Kurzfristig zu kanzeln.

Fluchtartig verliessen die noch vorhandenden Glückshormone meinen Körper und ich war mir meiner Ratlosigkeit erst einmal ganz alleine. Da mein Blick immer noch auf das Ticket festgebrannt war, stach mir da auf einmal eine Service-Telefonnummer 14 Cent/Min. ins Auge.

In der Telefonnummer sah ich meine Rettung und ich setzte meinen Kopfhörer auf um die rettende Nummer zu wählen. Es meldete sich ein Callcenter. Nachdem ich mein Anliegen geschildert hatte und nun auf die helfende Antwort wartete, hörte ich nur eine nicht einzuordnende Stimme die mir in knapp 20 Worten sagte, da müssen sie sich wohl ein neues Ticket besorgen, denn mit dem können sie nicht am gleichen Tag zurück fahren. Wo und wie wurde mir nicht gesagt, denn ich flog aus der Leitung, oder das andere Ende hat einfach, wegen Ahnungslosigkeit, aufgelegt!

Ich habe mir dann noch grosszügig wie ich nun mal bin noch weitere vier Anrufe bei den “€žExperten” geleistet. Ohne die einzelnen Tips von Männlein und Weiblein jetzt hier niederzuschreiben und die Kosten die mir durch eine Umbuchung (bis fast zum Doppelten des jetzigen Preises) entstehen würden, habe ich mich dazu entschlossen das Ticket, weil ja nur noch ein Tag zeit war um zu reagieren, meinem Sohn mit nach Düsseldorf zum Flughafen zu geben, um es dort am Bahnschalter umbuchen zu lassen. Nach Zahlung von 20 Euro war die Sache erledigt und die Glückshormone konnten sich langsam wieder neu bilden und meinen Körper fluten. Nun stand der Fahrt wohl nichts mehr im Wege.

Der Radiowecker wurde auf 03:50 Uhr gestellt, weil man sich ja fein machen wollte für den grossen Messetag. Nach dem Duschen fühlte ich mich sehr wohl und eine innere Stimme sagte mir: Lass das Hemd, die Krawatte, den Anzug und die Designer-Schuhe im Schrank und schmeiss dich in einen bequemen Freizeitlook.

Gesagt, getan. Eine Jeans, ein Sweetshirt und lauferprobte Schuhe angezogen, etwas Wegzerrung eingepackt und zu unserem kleinen Dorfbahnhof gefahren. Den Wagen so nah wie möglich an den Bahnhof herangefahren, denn niemand kann wissen was man am Abend so alles von der Messe mit nach Hause schleppen muss.

Die Bahnsteiguhr zeigt 05:10 Uhr und der Zug, der mich zum Dortmunder Hauptbahnhof bringen sollte, rollte pünktlich ein und die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse.
Dann rollte in Dortmund der ICE ein der mich weiter nach Hannover befördern sollte. Ich hatte ja für mich einen Platz reserviert, also konnte ja nichts schief gehen. Bis auf die Kleinigkeit, dass mein Platz besetzt war und er mir erst, nachdem ich meine schriftlichen Reservierung vorgezeigt habe, zur Verfügung stand. Die Fahrt verlief dann sehr schnell und ruhig.

Oh man, welch eine Freude übermannte wieder meinen Körper, die Glückshormone müssen wohl auf der Fahrt geschlafen haben, nun bin ich nur noch eine Station von meinem grossen Ziel der Computermesse Cebit entfernt.
Der Zug zum Messebahnhof Laatzen rollte auf Gleis 4 ein und ich dachte mir, wenn all die Leute die auf diesem Bahnsteig stehen in den Zug wollen, wird wohl die Hälfte auf dem Dach mitfahren müssen.

Nach 5 Minuten, welch ein Wunder, alle waren mehr oder weniger glücklich im Zug eingequetscht (Ölsardinen haben da weitaus mehr Platz in ihrer Dose). Angst brauchte niemand haben, denn im Falle einer Ohnmacht, konnte man ja nicht umfallen. Die Fahrt sollte 6 Minuten dauern und ich habe überlegt, ob ich die Zeit die Luft anhalten sollte, denn so eine Mischung verschiedener, penetrant riechender Schweisssorten, habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gerochen.

Meine Nase verweigerte im Laufe der Fahrt immer öfter die “€žLuftaufnahme” und ich musste meinen Mund zur Hilfe nehmen, damit ich noch genug von dem immer weniger werdenden Sauerstoff mitzubekommen. Die im Zug befindliche Klimaanlage wird wohl auch ihre Tätigkeit eingestellt haben, denn wer kämpft schon gerne gegen Windmühlen. Ich merkte im weiteren Verlauf der Fahrt, dass immer mehr meiner so geliebten Glückshormone meinen Körper verliessen und mein Bewusstsein langsam eintrübte.

Dann gab es auf einmal einen kurzen Ruck, es öffneten sich die Türen und dann begann eine sehr träge Menschenmasse den Zug zu verlassen. Da ja jeder der Erste sein wollte um wieder genug Sauerstoff atmen zu können, kann man sich ja denken wie lange es gedauert hat, bis alle in den Genuss kamen wieder richtig durchatmen zu können.
Auch ich hörte mit den Gebeten auf und dankte Gott, diesem immer bedrohlicher werdenden Luft-Giftgemisch entkommen zu sein und wollte mir auf dem Bahnsteig ein ruhiges Plätzchen suchen, um meinen heruntergekommenen Kreislauf, mit Sauerstoff und Ruhe ein bisschen aufzupeppen.

Gleichzeitig wollte ich mich ein bisschen orientieren, wo ich überhaupt gelandet bin und mir den Bahnhof für die Rückfahrt ein bisschen einprägen, denn man ist ja nicht mehr der Jüngste.

Das Ganze konnte ich knicken, nachdem sich die ganze Meute orientiert hatte in welche Richtung es weiter geht, setzte sich die Menschenlawine in Bewegung und ich musste, ob ich wollte oder nicht, dass vorgegebene Tempo mitlaufen.
Dann, plötzlich kam die Karawane vor einer grossen gläsernen Röhre fast zum stehen. Oh, habe ich mir gedacht, dass muss wohl der berüchtigte Skywalk (das Laufband) sein. Richtig geraten. Nur hier konnten die beiden aussen angebrachten Treppen und Rolltreppen den Ansturm nicht so schnell aufnehmen und dadurch konnte ich auch mal wieder etwas ruhiger Durchatmen und meine schon wieder arg strapazierten Akkus aufladen.

Oben angekommen, sah ich eine mit Menschen gefällte circa 350 Meter lange Röhre wo sich in der Mitte zwei aktive Laufbänder befanden. Dort wurde ich, mehr oder weniger brutal, eingereiht und die Karawane setzte, obwohl man sich auf einem elektrischen Laufband befand, ihren dauerlaufartigen Marsch weiter fort.
Ich natürlich mittendrin und hatte auch schon nach wenigen Metern damit zu kämpfen genug Sauerstoff zu bekommen, weil mein Herz sich weigerte, den, durch das schnelle Atmen angebotenen Sauerstoff auch im Körper zu verteilen. Ich hatte den Eindruck die Karawane hat sich in eine feste Masse umgewandelt, woraus niemand entfliehen konnte.

Den Rest der Strecke setzte mein Körper wohl in einer Art Automatikstellung fort, dass einzige woran ich mich am Ende des Skywalk erinnern konnte war: Diese ganze Meute kann doch nicht auf dem Weg zu einem Messebesuch sein, sondern befinden sich bestimmt auf der Flucht vor etwas “€žBösem”. Unten im Eingangsbereich West 1 des Messegeländes angekommen, riefen mir von links ein paar Korbsessel zu: Hallo Klaus, da es noch keine 09:00 Uhr ist, komm und setz dich ein paar Minuten und ruh dich aus. Mühsam konnte ich mich aus der Karawane lösen und liess mich genüsslich auf eines der wohlgeformten Sitzmöbel nieder.

Das war ein fast unbeschreiblich gutes Gefühl und ich spürte auch wieder ein paar meiner Glücksgefühle, die mich doch an diesem Tag ununterbrochen begleiten sollten und eine Stimme sagte mir, lass die €”Geschädigten” doch erst mal laufen, tank neue Energie und setz dann deinen vorbestimmten Weg weiter fort.
Als ich so da sass, dachte ich: Ein Glück das ich heute Morgen die bequemen Sachen angezogen habe und auch die Schuhe scheinen wohl die Richtigen zu sein.

Nachdem sich die Menschenmasse, dank eines grosszügig angelegten Eingangsbereich, ziemlich schnell aufgelöst hat, raffte ich mich und meine noch wenig vorhandenen Glücksgefühle wieder auf, überwanden dank eines gültigen Tickets die Sperrbarriere und befanden uns nun endlich innerhalb des lang ersehnten Messebereichs.

Nun hiess es nur noch den Weg finden zum Eingang Nord oder Halle 4, die ich ja zuerst aufsuchen wollte, weil sich dort am Stand von Microsoft der Admin unseres Forums aufhalten sollte. Da ich ja nicht Schüchtern bin, fragte ich eine Person, die aussah wie jemand der zum Messepersonal gehört, wie weit es ungefähr bis zum Eingang Nord ist. Die Antwort kam kurz und knapp, zu Fuss circa 45 Minuten und mit dem Bus 10 Minuten. Bus? 10 Minuten, aber von wo aus.

Ich drehte mich einmal im Kreis herum und sah in ungefähr 50 Meter eine Bushaltestelle. Dorthin liess ich mich von meinen noch “zufriedenen Füssen” tragen. Nach ein paar Minuten kam dann auch ein Bus und hielt tatsächlich an. Der Fahrer fragte mich, wohin denn meine Reise gehen sollte und ich antwortete, sehr überrascht um die Fürsorge um meine Person, zum Nordeingang, denn da muss ich zur Halle 4. Der Fahrer wieder, das können sie näher haben ich halte neben Halle 3 und die ist ja dann um einiges näher an Halle 4 dran.
Der muss es ja wissen und ich setzte mich in den, zu meiner Überraschung fast leeren Bus. Wir fuhren dann los. Während der Fahrt erhielt ich schon mal einen überwältigenden Eindruck von den Ausmassen, den dieses Messegelände doch haben muss, zu Fuss wäre das für mich ein mehr Tages-Ausflug geworden.
Nach 10 Minuten kamen wir am Eingang Nord vorbei ohne zu halten setzte er die Fahrt fort und hielt wie gesagt in Höhe von Halle 3 an. Er Informierte mich, dass ich mich am Ziel befinde und von dort aus noch den kurzen Weg bis zur Halle 4 laufen müsse. Ich bedankte mich, fragte nach dem Preis der beeindruckenden kurzen Reise, die Antwort lautete: Das gehört alles zum Service unserer Besucher und ist somit auch kostenlos.

Erstaunt über die fast unglaubliche Antwort “€žKostenlos” setzte ich meinen Weg, wie vom netten Busfahrer empfohlen zu Fuss fort und merkte unterwegs wie weitläufig doch so ein Marsch von Halle 3 nach 4 sein kann.

Immer noch etwas geschwächt von den Ereignissen der letzten Stunde, erreiche ich mit einem schon leichten brennen an den Fusssohlen Halle 4, mein vermeintliches Ziel.
Clever wie ich ja bin, habe ich mir zu Hause die Pläne von den Hallen, die ich besuchen wollte, ausgedruckt und dort den Standort der Firmen die ich besuchen wollte markiert.

Nur den Standort meiner ersten Anlaufstelle, den Admin unseres Forums am Stand von Microsoft, habe ich leider vergessen zu notieren. Mein Gedächtnis war auch nicht zu bereit mir das Geheimnis zu verraten und mir blieb wohl nichts weiter über als mich auf die Suche zu machen.

Mit einem wagen Bild vor Augen, wie meine Zielperson aussieht, machte ich mich auf den Weg.
Nachdem ich den Stand von Microsoft so zwei bis drei Mal eingekreist und kreuz und quer durchsucht habe, schleppte ich mich total entnervt und nass geschwitzt zu einem Infostand von Microsoft.
Dort nannte ich der netten Dame hinter dem Terminal den Namen der Person die ich suchte. Nach einigen Klicks in ihrem Suchprogramm kam die Antwort: Diese Person kann ich leider nicht finden. Meine Schweißperlen auf der Stirn erreichten Weintraubengrösse, dieses vernahm wohl auch die von mir angesprochene nette Dame und fragte mich noch einmal nach dem Namen und auch Vornamen, dann wollte sie es noch einmal versuchen.
Ich bekam, da ich mittlerweile auch einen total ausgetrockneten Mund hatte kein Wort heraus und so schrieb ich ihr den Namen mit zitternder Hand auf ein Blatt Papier. Damit ging sie noch einmal zum Computer, tippte etwas ein und kam mit der Antwort zurück: Herr€ Hähnle finden sie am „ Platz M35 Anwenderhilfe, dass ist zwei Reihen von hier entfernt.
Ich bedankte mich höflich, drehte mich um, ging an einen gegenüberliegenden freien Tisch um mir den Weg zum Platz M35 auf einem Plan richtig anzusehen, damit ich keinen Schritt zu viel machen muss.

Als ich so da stand und suchend in die Gegend starrte, sagte auf einmal jemand fragend zu mir, Klaus? Ich sagte ja, der bin ich und erkannte gleichzeitig, da mein Weitblick sofort wieder in den Normalblick umschaltete, dass es sich bei der fragenden Person um den lang gesuchten Admin des Forums handelte.

Die Freude darüber war so gross das sich bei mir auf einmal alle Schweissporen öffneten und ich in kürzester Zeit klatsch nass war und das von Kopf bis Fuss. Mit diesem Ausfluss des Schweisses haben dann auch noch meine letzten Glückshormone den Körper verlassen und es stieg in mir ein unheimlich starker Drang auf, die Messe sofort wieder verlassen zu wollen. Von ganz Unten, ich glaube es waren meine Füsse, vernahm ich leise Bravo, Bravo-Rufe.

Aber ich war ja nun mal hier und habe auch den Admin endlich getroffen. Jetzt wieder abzureisen würde ja Schwäche zeigen und das wollte ich natürlich nicht. Also biss ich auf die Zähne und begleitete meinen Admin zu seinem zugewiesenen Standplatz.

Standplatz war da der richtige Ausdruck, den insgeheim habe ich gehofft, mich da auf einem Sitzmöbel gemütlich niederzulassen um meinen Körper die Gelegenheit zu geben, durch den leichten Windzug der Klimaanlage zu trocknen. Nach Feststellung, dass es da am Platz für mich keine geeignete Sitzgelegenheit gab, entledigte ich mich allen überflüssigen Ballast, den ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr brauchte, führte mit meinem Admin und seinen Mitstreitern am Stand ein kurzes, einander vorstellendes Gespräch, fotografierten uns gegenseitig, bevor ich mich dann mal auf den Weg machen wollte den ein oder anderen Sponsor von uns zu besuchen.

Zu meinen Glücksgefühlen sei gesagt, sie sollten sich den ganzen Tag nicht mehr bei mir einfinden, also musste ich viel improvisieren um gute Mine zum bösen Spiel machen. So begab ich mich auf den Weg und durchkämmte erst einmal die Halle 4 damit ich auch immer wieder zu meiner Anlaufstelle “€žAdmin Platz M35” zurückfinde.

Für mich als Consumer fand ich keinen interessanten Aussteller in Halle 4 und meine Füsse fingen so langsam an Alarm zu schlagen und drohten, wenn sie mich noch lange ohne zu pausieren durch die Gänge tragen müssen, ihre Arbeit einstellen wärden. Also dachte ich mir, such dir schnell einen Platz, damit die Drohungen nicht wahr werden.

Schnell suchen? Das war wohl nichts, ich konnte nirgend wo Sitzgelegenheiten finden, wo sich ein erschöpfter Messebesucher mal kurz ausruhen kann. Da ich ja keine Berührungsängste habe, sah darin kein Problem und setzte mich einfach mal auf so einen Barhocker ähnliches Sitzmöbel, die ja in Massen an fast jedem Messestand herumstanden.
Kaum hatte ich mich dort niedergelassen um den, für das Laufen zuständigen Teil meines Körpers, eine wohlverdiente Pause zu gönnen, war ich in Null-Komma-Nichts von Mitarbeitern der Firma, dem die Hocker gehören umringt, um mich zu fragen, welche Unternehmerlösung für meine Firma in Frage kommt oder was sie sonnst Gutes für mich tun können. Schnell stellte ich fest dass man auf dem Hocker sehr angespannt und unbequem sitzt, ich kein Unternehmer mehr bin, sondern nur noch Consumer, mir die Fragerei peinlich war und ich mich fast entschuldigte den Leuten ein paar Minuten gestohlen zu haben.

Also stellte ich für mich fest, setz dich niemals auf einen Hocker. Ich musste also die Suche nach einer geeigneten Sitzgelegenheit fortsetzen. Da die Pause für meine Füsse viel zu kurz war, vergassen sie natürlich nicht, mir noch einmal eine Warnung auszusprechen. Nach kurzer Zeit fand ich bei einem der grössten Softwarehersteller für den Mittelstand ein Plätzchen vor deren Cafeteria. Der Platz befand sich sehr nah an einem viel belaufenden Gang und man liess mich dort auch in Ruhe verweilen.

Hier lehnte ich mich zurück und beobachtete genüsslich die vorüberziehenden, teils genervten, Messebesucher. Mit dem rauschen der Klimaanlage umtoste mich auch ein ungeheures Wohlbefinden, dass dann so langsam durch ein immer lauter werdendes Murmeln bis hin von klaren Stimmen die ich auf einmal hörte.
Ich schaute einmal in die runde und konnte keine verbal kommunizierenden Menschen feststellen und staunte nicht schlecht, als ich festgestellt habe, dass ich mir scheinbar die Stimmen aller Füsse der Messebesucher einbilde und auch höre. Alle Rufe und Schreie klangen so, wie es mir meine eigenen Füsse vorgemacht haben.

Da fing ich an die Leute näher zu betrachten und ich konnte genau an ihrer Gesichtsmimik ihr Wohlbefinden ausmachen. Zu sehen und zu erkennen waren dort Menschen die von leicht bis schwer geschädigt waren. Bei den Männern verrieten oft ein verkniffenes Gesicht und ein nicht mehr völlig kontrollierter Gang das Wohlbefinden und bei den Frauen kam da noch in manchen Fällen ein von, verlaufener Schminke entstelltes Gesicht und eine Gangart, als würden die unteren Extremitäten als Mitglied des Stützapparates voll versagen, dazu.
Das lag in den meisten Fällen wohl daran, dass sie nicht aufgeklärt wurden auf was für eine Veranstaltung sie sich befinden und welches Schuhwerk da am besten zu tragen ist. Es kann aber auch sein das die Eitelkeit da wieder voll zugeschlagen hat und diese Frauen, ohne Schuhe mit “€žunter 10 cm” hohen Absätzen das Haus erst gar nicht verlassen. Gott helfe unserer Gesellschaft!

Nun nach circa 1 Stunde guten Sitzens fühlte ich mich im Kopf wieder frisch und begann den nicht sehr langen Rückmarsch zum Stand von Microsoft Platz M35. Unterwegs schoss ich natürlich noch ein paar Erinnerungsfotos. Am Platz angekommen, es war so gegen 12 Uhr merkte ich, dass die eine Stunde des Sitzens für meine Füsse und das Trocknen meiner Kleidung doch sehr viel längere Zeit in Anspruch nehmen wird, denn ich hörte am Platz von Unten wieder ein leichtes Aufmucken in Sachen Verweigerung.

Da nun mein Admin eine Stunde Mittagszeit hat, beschlossen wir zusammen eine Kleinigkeit zu essen und dann gemeinsam einen Sponsor in Halle 2 zu besuchen. Wir verliessen Halle 4 in Richtung Halle 2. Dort fanden wir auch sehr schnell den Stand des Sponsors, nur leider war unser Ansprechpartner zurzeit leider nicht zugegen. Ich war zu dem Zeitpunkt schon wieder nass geschwitzt, mit grossen Schweissperlen auf der Stirn und meine Füsse drohten mir schon wieder sämtliche Strafen an.

Wir begaben uns auf kürzestem Weg zum Ausgang dieser Halle und dort an einen Imbissstand. Ich liess mir eine Portion aus der Currywurstpfanne geben, ohne mich vorher davon zu überzeugen, ob es eine Sitzgelegenheit zur Essenaufnahme gibt. Mein Admin, der eine Bockwurst mit Kartoffelsalat orderte und ich mussten uns mit einem kalten Absperrpoller aus Beton als Sitzplatz zufrieden geben.
Nach sehr schneller Aufnahme der Nahrung begaben wir uns ein zweites mal an den Stand des vermeintlichen Sponsors und hatten dieses mal Glück, unser Ansprechpartner war da, ich schoss wieder ein paar Beweisfotos, es wurden ein paar Minuten die übliche Konversation geführt. Wir verabschiedeten uns sehr freundlich, mit dem Versprechen auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit und begaben uns auf den Rückweg zur Halle 4 Platz35, den Dauerverweilort des Admin für drei Messetage.
Nach einem kurzen Schlachtplan, meiner weiteren Vorhaben, wurde meine, schon sehr nasse Freizeitjacke, wieder in einen kleinen Schrank geknüllt und ich versuchte noch einmal, nur mit meiner Digicam bewaffnet, eine Exkursion in Halle 5.

Noch in Halle 4 am Stand der Softwarefirma, wo ich vormittags schon mal verweilen durfte, fingen Meine Füsse fürchterlich an zu schreien, so dass an ein Weitergehen gar nicht zu denken war. Ich schaute in die Runde und musste feststellen, dass keiner der bequemen Sitzgelegenheiten frei war.

Ein paar Meter weiter hatte die Firma eine Heimkino-Ecke aufgebaut und dort waren jede Menge freie Sitzwürfel für mich im Angebot. An einem der Zweckmöbel angekommen, setzte ich mich und musste schnell feststellen: Wenn Du hier länger sitzen bleibst, wird der Betreiber der Messe einen Krahn bestellen müssen um mich von dem Hocker, mit der für Rückenkranke seht niedrigen Sitzhöhe, wieder hoch zu bekommen.

Ein schweifender Blick verriet mir dass in einer Sitzecke ein bequemerer Sessel frei geworden ist. Ich begab mich unverzüglich dort hin um da eine kurze Zeit zu bleiben. Unterwegs dahin vergassen meine Füsse natürlich nicht, mich wieder zu ermahnen.
Dort angekommen nahm ich verbalen Kontakt zu meinen Nachbarn in der Sitzgruppe auf. Im Verlauf des Gespräches stellte sich heraus, dass 6 von den Acht Leuten in der Sitzecke, genau wie ich Consumer waren, ihnen fürchterlich die Füsse weh taten und sie auf ihren Irrwegen durch die Messe nicht viel Brauchbares für Endanwender gefunden haben.

Sie wollen genau wie ich nur darauf warten, bis ihre Füsse nicht mehr mit ihnen sprechen und dann den Versuch starten können, noch einiges zu besichtigen. Wir durften dann noch ungewollt an einer Chef vs.“Sekretärin” Konversation teilnehmen, wo der Chef seiner total erschöpften Mitarbeiterin klarmachte, wenn sie jetzt schlapp macht, kann sie sich, wieder zu Hause angekommen, wegen Unfähigkeit und mangelndes Stehvermögen, die Papiere abholen. Wir in der Sitzrunde schauten uns verdutzt an, um dann festzustellen, es gibt doch noch Leute die es noch nicht mitbekommen haben, dass es die Leibeigenschafft schon lange nicht mehr gibt.

Nach diesem nicht sehr erfreulichen Ereignis, sprach ich meinen Füssen Mut zu und ermunterte sie damit mich doch noch in die Halle 5 zu tragen.

Im Eingangsbereich der Halle begannen die Herren meiner Mobilität schon wieder leicht an zu Nörgeln und ich musste ihnen versprechen den Besuch in diesem Territorium auf ein Mindestmass zu beschränken.
Ich versuchte den inneren Schweinehund damit zu überlisten, dass ich meine Gehgeschwindigkeit so erhöhte, um möglichst schnell durch die Reihen zu kommen. Nach wenigen Minuten hatten meine Füsse sich wohl irgendwo in meinem Körper Hilfe geholt, denn an einem Stand wo noch viele freie normale Stühle standen, kam mein Körper ohne was dagegen unternehmen zu können, abrupt zum Stillstand. Ich liess meinen Blick schweifen, um dann festzustellen, jede Menge freie Stühle, die mich zum verweilen einluden.

Ich suchte mir einen freien Stuhl im vorderen Bereich auf den ich mich dann, zur Freude meines Bewegungsapparates, niederliess. Sehr schnell füllten sich dann auch die anderen freien Plätze und es begann eine Veranstaltung, Verleihung des “€žNEG Website Award 2009”. Da im Rahmenprogramm trat auch der Sänger Ray Wilson (bekannt als Sänger von Genesis) auf. Beim vortragen eines seiner Musikstücke muss ich wohl mit offenen Augen eingeschlafen sein, denn ich wurde durch einen heftigen Beifall geweckt, der nicht dem Sänger Ray Wilson galt, sondern Ossi Urchs einem Urgestein des Internet, der auf dieser Veranstaltung einen Beitrag über Web 2.0 zum Besten gab, den ich aber leider, durch geistiger Abwesenheit verpasste.

Ein Blick auf die Uhr meines Handys sagte mir: Bravo Junge Du hast 20 Minuten geschlafen und hoffentlich nicht dabei geschnarcht.

Ich raffte mich auf um dann mit fast schon letzter Kraft wieder zum Ausgangspunkt Halle 4 Platz M35, den Standort meines Admin zurückzukehren. Ich erreichte mein Ziel um circa 15:40 Uhr. Wir führten dann noch ein kurzes Gespräch bei dem ich mich entschloss, mangels fehlender Glückshormone und den Schmerzen, den mir zwischenzeitlich mein ganzer Bewegungsapparat signalisierte, die Messe Vorzeitig zu verlassen.
Alle anwesenden Personen hatten volles Verständnis dafür und waren der gleichen Ansicht, die Cebit hat sehr wenig für Consumer zu bieten und kehrt immer mehr dahin zurück, eine reine Business-Messe zu werden. Leider.

Nachdem ich mein armseliges und immer noch nicht ganz trockenes Hab und Gut zusammengerafft hatte, verliess ich den Ort meiner Pein um von der Haltestelle aus, wo ich auch morgens angekommen bin, erst einmal Etappe 1 zum Eingang West 1 hinter mich zu bringen. Das klappte auch alles reibungslos und ich kam wieder an die elektronischen Schranken, die ich aber diesmal in die andere Richtung passieren musste.

Draussen in der Eingangshalle angekommen hörte ich von rechts lauten Beifall, es waren die bequemen Sitzmöbel von heute morgen die mir applaudierten und ich hörte die Rufe, hallo Klaus Du hast doch noch viel Zeit, komm ruh dich doch erst einmal richtig aus bevor Du die Heimreise antreten möchtest. Hier kannst Du dich auch noch mit ein paar Leidensgenossen unterhalten.

Ich schaute auf meine Uhr und stellte fest, noch 3 Stunden und 11 Minuten Zeit bis zur Abfahrt des Zuges zum Hauptbahnhof Hannover. Darauf hin nahm ich das “€žvirtuell angebotene Angebot” an und setzte mich in einen noch freien und bekannt gemütlichen Sessel.

Kaum hatte ich mich niedergelassen, war es wieder da, dieses Wohlgefühl und auch ein Teil meiner vermissten Glückshormone haben sich wieder in meinem Körper versammelt. Hier hätte ich gerne den Rest meiner Wartezeit verbracht. Es machte so viel Spass die Leute zu beobachten die sich teils in noch einem miserableren Zustand befanden wie ich. Manche Leute liefen nicht mehr sondern dackelten, vollbepackt mit Werbematerial, wie Hypnotisiert vor Schmerzen an mir vorbei.

Einer Frau, die nur noch mit ihren doch so “€žlauftüchtigen Stöckelschuhen” bei jedem Schritt umknickte und ein total verweintes und mit Schminke verschmiertes Gesicht hatte, bot ich “scherzhaft” an, wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich sie zum Bahnhof tragen. Diese Hilfe hätte sie doch tatsächlich gerne angenommen und stolperte dann unkontrolliert weiter.

Nun aber nach vielen langen und ausgiebigen Gesprächen, die mich wieder in meiner Erkenntnis bestätigten, die Cebit hat dadurch, dass das Angebot für Consumer/Anwender stark verringert wurde, einen grossen Teil seiner Besucher eingebüsst.
Des Weiteren stellte ich mit Wohlwollen fest, dass es eine grosse Menge mehr Besucher gibt denen es gesundheitlich sehr viel schlechter geht wie mir. Mit diesen Gedanken verlies ich nach 1 Stunde und 50 Minuten und einem merklich gebesserten Allgemeinzustand den Ort der Bequemlichkeit, begab mich auf die Rolltreppe, die mich hinauf zum Skywalk brachte.

Nun konnte ich mir, da es nicht viele Leute gab die vor Ende der Öffnungszeit die Messe verliessen, einen Überblick von dem sehr nützlichen Bauwerk machen. Am Messebahnhof Laatzen hatte ich noch 1 Stunde und 20 Minuten Zeit bis zur Abfahrt. Nun, da es mir wieder besser ging, verspürte ich ein sehr starkes Hungergefühl. Ich schaute mich um und muss feststellen an den, dort vorhandenen Imbissständen gab es nichts, worauf ich mich nach diesem Höllenritt freuen könnte.

Zufälligerweise traf ich dort einen Bahnbediensteten, der mir mitteilte, dass ich mit meinem Ticket auch ruhig die früher fahrenden Züge zum Hauptbahnhof Hannover nutzen kann. Das liess ich mir nicht zweimal sagen und begab mich zum Bahnsteig von dem aus, nach einer Wartezeit von zwei Minuten ein Zug fuhr. Als ich den Hauptbahnhof Hannover erreichte, blieben mir immer noch 1 Stunde und 15 Minuten um etwas zu essen.

Da fand ich da ein Schnellrestaurant wo mir ein, für einen Bahnhof sehr schmackhaftes und preisgünstiges Menü geboten wurde. Nachdem ich gut gegessen und getrunken hatte, begab ich mich so langsam auf den Bahnsteig wo der ICE, der mich zum Hauptbahnhof Essen bringt, einfahren soll.

Die Wartezeit verging sehr schnell, weil ich mich einfach rundum Wohlfühlte und die Schmerzen, die mich den ganzen Tag gepeinigt haben sind, auch viel annehmbarer geworden.

Um 19:25 Uhr fuhr der ICE ein und verliess pünktlich um 19:31 Uhr den Hauptbahnhof Hannover. Ich begab mich zu meinem reservierten Platz, der auch erstaunlicherweise frei war und nahm neben einem netten Gesprächspartner, der beruflich auf der Cebit zu tun hat, platz. Die Fahrt verlief, genau wie die Hinfahrt ohne besondere Vorkommnisse und wir erreichten auch pünktlich um 21:34 Uhr den Hauptbahnhof Essen.

Dort konnte ich nach einer langen Stunde Wartezeit die letzte Etappe zu unserem Dorfbahnhof antreten. Um 22:56 Uhr erreichte ich diesen und konnte schon vom Bahnsteig aus mein Auto sehen, dass den ganzen Tag dort brav auf mich gewartet hat.

Nun galt es noch einmal für meinen Bewegungsapparat, volle Konzentration und es mussten “nur” noch 30 Treppenstufen hinauf, über die Bahngleise und dann noch 30 Stufen hinunter überwunden werden. Ich merkte da auf einmal sehr starke Schmerzen in meinen Beinen und hörte die verweigernde Worte meiner Füsse: Junge wir sind nicht mehr bereit das letzte Hindernis zu überqueren. Nach einer kurzen virtuellen Diskussion mit ihnen, begann ich den “€žTreppenberg” zu besteigen.

Oben angekommen merkte ich, wie schnell die angesammelten Kräfte meinen Körper wieder verliessen, die Füsse den alten Schmerz fast wieder erreichten. Auf die Vorfreude hin, in wenigen Minuten eine erfrischende Dusche nehmen zu können schleppten meine Füsse mich zum Auto und ich erreichte in 3 Minuten meine Garage.

Hier machte es sich mal wieder bezahlt ein elektrisches Tor zu haben und um damit ohne Aufwand in die Garage zu kommen. Ich öffnete die Wagentür, stieg aus, betrat durch die, in der Garage befindliche Tür meinen Wohnbereich.

Ich begrüsste nur schnell meine Frau und begab mich unter die lang ersehnte Dusche.

Danach startete ich noch kurz meinen PC, um bei uns im Computerforum nachzusehen, ob es was Besonderes gab. Dieses war nicht der Fall und ich durfte mich endlich auf meinem Nachtlager breit machen und den Schlaf der Gerechten führen.

Damit war das Kapitel Cebit für mich abgehakt.

Fazit der ganzen Geschichte ist für mich: Die gesamte Businessbranche sollte den Consumer nicht vergessen, denn ohne diesen können auch sie, auf Dauer nicht überleben!

Ach, übrigens, sei noch kurz erwähnt, die ganze Ausbeute der Exkursion für mich war ein Kugelschreiber. Ich hätte mehr nehmen können, aber irgendwie ahnte ich schon, dass jedes Gramm mehr meinen Zustand verschlimmern würde.

Nun wieder Schmerzfrei sage ich, mit freundlichen Grüssen Klaus



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